Stellen Sie sich, Ihren aktuellen Job und Ihr Unternehmen/Ihre Institution vor.
Mein Name ist Tobias Haupt, ich bin 29 Jahre alt und verfasse derzeit meine Dissertation im Bereich Sportmanagement mit Schwerpunkt Social Media Marketing. Im Rahmen des Forschungsprojektes des Instituts für Fußballmanagement der Hochschule für angewandtes Management (HAM) zum Thema „Social Media Marketing und Kapitalisierungsmöglichkeiten im Spitzensport am Beispiel Hannover 96“ habe ich versucht, einen innovativen Weg zu gehen. Seit März 2012 war ich sowohl bei Hannover 96 vor Ort in die täglichen Arbeitsprozesse mit einbezogen als auch auf Seiten des Instituts für Fußballmanagement der Hochschule für angewandtes Management (HAM), an der ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig bin, mit dem Vorantreiben des Forschungsprojektes betraut. Nach einer ca. 1,5-jährigen Zeit bei Hannover 96 vor Ort, im Rahmen derer ich sämtliche Daten für meine Dissertation erhoben habe, bin ich derzeit mit der Detailauswertung meiner erhobenen Daten sowie der Ausformulierung meiner Dissertation beschäftigt.
Sehr gerne stelle ich das Unternehmen bzw. die Instituts- bzw. Hochschulseite, für die ich tätig bin, vor:
Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG
Die Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG übernimmt eine Dienstleisterfunktion für die Hannover 96 GmbH & Co. KGaA (Profi-Fußball-Bereich). Hauptsächlich sind dies Aufgaben der Markenführung und –pflege, sowie die Umsetzung des Ticketing, Merchandising und der zentralen Dienste (wie z.B. das Rechnungswesen). Geschäftsführer ist Martin Kind. Hannover 96 spielte in der abgelaufenen Saison 2012/13 in der Europa League und belegte in der Abschlusstabelle der 1. Fußball-Bundesliga den 9. Platz.
Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.hannover96.de.
Institut für Fußballmanagement
Das Institut für Fußballmanagement mit Sitz in Ismaning bei München ist eine auf den Bereich Spitzenfußball im deutschsprachigen Raum spezialisierte, akademische Beratungs- und Forschungseinrichtung des Hochschulnetzwerkes IUNworld (www.iunworld.com). Die Zielsetzung des Instituts ist die Schaffung eines Bindeglieds zwischen Wissenschaft und Praxis und langfristige Etablierung eines akademischen Beratungsdienstleisters, indem das vorhandene Bildungsangebot um spezielle Module für das Segment des Fußballmanagements ergänzt und wissenschaftlich fundierte Zertifikatsprogramme sowie Ausbildungs- und Weiterbildungsprogramme angeboten werden. Aufbauend auf den Kernkompetenzen, der Bündelung fachübergreifender Expertisen und der Erfahrung aus einer Vielzahl von Forschungs- und Beratungsleistungen als internationales Hochschulnetzwerk bietet das Institut für Fußballmanagement Beratungsleistungen für Spitzenvereine, Verbände und Unternehmen aus der Fußballbranche an.
Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.institut-fussballmanagement.de.
Hochschule für angewandtes Management (HAM)
Der Campus Erding der Hochschule für angewandtes Management ist der Hauptsitz der in 2004 gegründeten privaten Bildungseinrichtung. Die staatlich anerkannte Hochschule für angewandtes Management folgt einem semi-virtuellen Studienkonzept, das Präsenzphasen mit einer digitalen Lernplattform kombiniert und damit Berufstätigen ideale Studienvoraussetzungen bietet. Die am Campus Erding angebotenen Studiengänge zielen auf die Bereiche Betriebswirtschaftslehre, Sportmanagement, Wirtschaftspsychologie, sowie Wirtschaftsrecht und fokussieren im Besonderen den Erwerb von Schlüsselqualifikationen wie Führung, Verhandeln, Kommunikation und Teamentwicklung.
Weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.fham.de.
Was sind die Hauptaufgaben in Ihrem aktuellen Job? Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Meine Hauptaufgabe im ersten Teil meines Forschungsprojektes lag darin, eine Bestandsanalyse über den Status Quo des Social Media Marketings bei Hannover 96 zu erstellen. Im Anschluss daran zählte es zu meinen Aufgaben, neben einem einheitlichen Social Media-Kennzahlensystem auch ein ganzheitliches System zur Erfolgskontrolle im Social Media Marketing zu konzipieren und im Unternehmen zu installieren. Über den Zeitraum der Saison 2012/13 habe ich vor Ort in Hannover eine Interventionsstudie durchgeführt, im Rahmen derer ich auch sämtliche Daten für meine Dissertation erhoben habe. Flankiert wurde diese Interventionsstudie jeweils zu Beginn und am Ende mit einer Online-Fan-Befragung, die über die Online-Kanäle von Hannover 96 kommuniziert wurde.
Nach Abschluss der Interventionsstudie zum 31.05.2013 zählt es nun zu meinen Hauptaufgaben, meine erhobenen Daten nach den gängigen statistischen Analysemethoden auszuwerten, meine Hypothesen zu überprüfen sowie meine Dissertation fertig auszuformulieren.
Mein typischer Arbeitstag beginnt mit einem Kurzüberblick über die wichtigsten allgemeinen und Sport-Nachrichtendienste im Internet, gefolgt vom internen Pressespiegel von Hannover 96. Anschließend erfolgt derzeit die Detailauswertung meiner erhobenen Daten, was neben vielen Stunden vor statistischen Auswertungsprogrammen auch viel Kommunikation mit Hannover 96 und meinen beiden Doktorvätern erfordert. Neben der Datenanalyse beinhaltet ein typischer Arbeitstag derzeit auch eine intensive Literaturrecherche und -auswertung.
Welchen Karriereweg haben Sie eingeschlagen um dorthin zu kommen, wo Sie heute sind?
Im Jahr 2004 habe ich begonnen, an der Hochschule für angewandtes Management (HAM) Sportmanagement zu studieren. Von 2005 bis 2007 hatte ich über zwei Jahre lang die Gelegenheit, an der Hochschule sowohl als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Sportmanagement als auch als Assistent des Präsidenten wichtige praktische Erfahrungen zu sammeln. Nach meinem Bachelor-Abschluss habe ich mich dazu entschlossen, ein Master-Studium im Fach „Betriebswirtschaftslehre“ zu absolvieren. Nach meinem Bachelor- und während meines Master-Studiums habe ich wiederum über drei Jahre Berufserfahrung im Bereich des privaten Hochschulsektors sammeln können, wobei ich stets in zusätzlichen Projekten (z.B. Organisation der Trainingsstätte der griechischen Fußball-Nationalmannschaft während der EURO 2008 in Österreich/Schweiz oder Mit-Organisation eines Damen-Weltranglistenturniers) im Bereich des Sportmanagements tätig war. Nach meinem Master-Abschluss Ende 2011 habe ich unmittelbar mit der Vorbereitung des oben genannten Forschungsprojektes begonnen.
Welche Fähigkeiten sind in Ihrem aktuellen Job gefragt?
Zunächst einmal ist bei einem Forschungsprojekt, das über einen Zeitraum von ca. 2,5 Jahren angelegt ist, natürlich eine hohe Einsatzbereitschaft und Ausdauer gefragt. Neben den fachlichen Qualitäten aus den Bereichen „Sportmanagement“, „Betriebswirtschaftslehre“ und „wissenschaftliches Arbeiten“ sind es insbesondere die sog. Soft Skills, die im beruflichen Alltag besonders gefragt sind. Hierzu gehören neben einer gewissen Grundgelassenheit im „Haifischbecken Bundesliga“ auch die Fähigkeit, Mitarbeiter für bestimmte Projekte zu begeistern und sie von notwendigen Neuerungen im Unternehmen zu überzeugen und dementsprechend zu führen. Neben einer hohen Loyalität gegenüber seinen Vorgesetzten erfordert dieser Beruf, wie so viele andere auch, eine hohe Belastbarkeit des Einzelnen. In meinem konkreten Fall sind meine Hauptarbeitsstandorte auf die Orte Ingolstadt, München und Hannover verteilt, so dass hier auch noch eine hohe zeitliche sowie räumliche Flexibilität und Unabhängigkeit dazu kommt.
Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die ein Sportmanager braucht?
Dies hängt ganz davon ab, wie der Beruf des „Sportmanagers“ vom jeweiligen Arbeitgeber oder im entsprechenden Unternehmen definiert wird. Oft erlebt man in der Praxis, dass „Sportdirektoren“, die ausschließlich im sportlichen und nicht auch im kaufmännischen Bereich tätig sind, (aus meiner Sicht) fälschlicherweise als „Sportmanager“ bezeichnet werden. Nach meinem Verständnis handelt es sich bei einem Sportmanager um jemanden, der eindeutig auch in einem kaufmännischen Tätigkeitsfeld im Sport konkrete Managementaufgaben ausfüllt.
Dabei sind seine wichtigsten Eigenschaften neben den fachlichen Fähigkeiten, die er sowohl im betriebswirtschaftlichen/kaufmännischen Bereich als auch im sportlichen Bereich aufweisen sollte, seine Führungs- und Kommunikationsfähigkeiten. Sportmanagement bedeutet insbesondere, unterschiedliche Typen von Menschen sowie unterschiedliche Interessen zusammenzuführen und konkrete, zielführende strategische Entscheidungen im Sinne des Arbeitgebers zu treffen. Zudem ist es sicherlich förderlich, nicht nur in einem Fachbereich und/oder in einer bestimmten Sportart Experte zu sein, sondern auch Erfahrungen aus anderen Fachbereichen und/oder Sportarten Sportarten mitzubringen, um über den Tellerrand hinausblicken zu können und etwaige Synergieeffekte für den eigenen Fachbereich/die eigene Sportart nutzen zu können. Das Thema „Lebenslanges Lernen“ ist dabei aufgrund des sich schnell wandelnden und dynamischen Umfelds auch für einen Sportmanager von entscheidender Bedeutung.
Wie in den meisten anderen Berufen ist ein gutes Netzwerk von entscheidender Bedeutung. Zudem sollte ein Sportmanager im 21. Jahrhundert eine hohe zeitliche (unregelmäßige Arbeitszeiten, Arbeit am Wochenende) und räumliche Flexibilität (wenige potenzielle Arbeitgeber an einem einzigen Ort/in einer bestimmten Region) mitbringen.
Was war aus Ihrer Sicht die wichtigste Weichenstellung zu Beginn Ihrer Laufbahn?
Die wichtigste Weichenstellung neben der akademischen Ausbildung sowohl im Sportmanagement als auch in der Betriebswirtschaftslehre waren die vielen beruflichen Erfahrungen aus dem Bereich des Sportmanagements, die ich während meiner Studienzeit sammeln konnte, so dass ich mich nach meinem Master-Abschluss nicht als klassischer Neuling, sondern als Absolvent mit mehrjähriger Berufserfahrung in die täglichen Arbeitsprozesse bei Hannover 96 gewinnbringend einbringen konnte.
Welche Tipps/Ratschläge würden Sie Kandidaten geben, die sich für eine Karriere im Sportmanagement interessieren?
Aus meiner Sicht ist es in einem ersten Schritt das Wichtigste, sich möglichst frühzeitig klar zu machen, wo man im Sportmanagement konkret hin möchte. In einem zweiten Schritt sollte man sich dann überlegen, wie der Weg dorthin, bezogen auf die eigene Person, am besten aussehen könnte. Hierbei gilt es zu betonen, dass der jeweilige Weg von unterschiedlichen Personen, die jedoch das gleiche Ziel verfolgen, ebenfalls ganz unterschiedlich ausfallen kann.
Hat man diese beiden Schritte erfolgreich vollzogen, dann ist es aus meiner Sicht in dem heutigen, hoch-professionellen und dynamischen Sportmarkt unerlässlich, eine fundierte akademische Ausbildung mitzubringen. Mehrjährige Berufserfahrung im Bereich des (Sport-)Managements sind dabei ebenfalls kaum mehr wegzudenken.
Was spricht für und was gegen einen Job im Sportbusiness?
Pro: Das Sportbusiness stellt immer noch ein absolutes Wachstumsbusiness dar, so dass man in einem sehr dynamischen und aufregenden Bereich tätig sein kann. Zudem beinhaltet das Sportbusiness eine wahrscheinlich einzigartige Emotionalität, die in kaum einem anderen Wirtschaftszweig zu finden ist. Für jemanden, der bereits eine bestimmte Grundbegeisterung für das Sportbusiness mitbringt, kann der Sport definitiv sein Traum-Betätigungsfeld darstellen.
Contra: Das Sportbusiness befindet sich immer noch in seiner Entwicklungsphase und der Professionalisierungsgrad in unterschiedlichen Bereichen dieser Branche, sogar innerhalb einzelner Bereiche, ist unterschiedlich hoch. Man sollte sich daher durchaus der „Gefahr“ bewusst sein, schnell in fest gefahrenen, alten Strukturen zu landen, deren Professionalisierung gerade im Gange ist oder aber erst noch angeschoben werden muss. Zudem existieren Wirtschaftszweige, die, zumindest zu Beginn der beruflichen Laufbahn, aus finanziellen Gesichtspunkten lukrativer erscheinen als das Sportbusiness.
Was war das Highlight in Ihrer bisherigen Karriere?
Das Highlight meiner bisherigen beruflichen Laufbahn ist sicherlich das Forschungsprojekt, das ich derzeit mit Hannover 96 als Praxispartner durchführen darf.
Wie stellen Sie sich Ihren weiteren Karriereweg vor?
Nach dem Abschluss meiner Dissertation kann ich mir sehr gut vorstellen, im Management eines Spitzensportvereins tätig zu sein. Langfristig ist eine Geschäftsführer-Tätigkeit, beispielsweise in der Fußball-Bundesliga, sicherlich sehr reizvoll.
Daneben möchte ich weiter den Kontakt zum akademischen Bereich halten, indem ich pro Semester gerne ein bis zwei Kurse aus dem Bereich des Sportmanagements an einer Hochschule weiter begleiten würde.
Vielen DANK für das Interview!