10 Fragen an Torben Kietsch von der Blomberg-Lippe Bundesliga GmbH

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Sportmanager KietschStellen Sie sich, Ihren aktuellen Job und Ihr Unternehmen/Ihre Institution vor.
Mein Name ist Torben Kietsch. Ich bin 32 Jahre alt, gebürtiger Stadthäger. An der Georg-August-Universität Göttingen habe ich Sportwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre im Magister-Studiengang studiert – Profil „Sportmanagement“. Seit Juni 2010 bin ich Geschäftsführer der HSG Blomberg-Lippe Bundesliga GmbH, die sich vor allem um die Vermarktung und Organisation der HSG-Bundesliga-Mannschaft kümmert. In den ersten zwei Jahren lag mein Hauptaugenmerk auf der Sponsorenakquise und –betreuung, zudem auf der Spieltagsorganisation. Seit 2012 bin ich außerdem mit dem Cheftrainer und Sportdirektor André Fuhr z.B. auch für die Vertragsgespräche mit unseren aktuellen Bundesligaspielerinnen und den potentiellen Neuzugängen verantwortlich, realisiere Ausbildungsplätze, bin im Dialog mit den Hochschulen und versuche, mit meinen Kollegen die HSG im On- und Offlinemarketing immer ein Stück weiterzuentwickeln. Im Oktober 2013 haben wir zudem unsere neue Spielstätte an der Blomberger Ulmenallee feierlich eröffnet. Die Modernisierung und Erweiterung der Halle war ein über zwei Millionen Euro teures Projekt, das ich mit begleitet habe. Nun spielen wir in einer der schönsten Halle in der Bundesliga. Die HSG feiert im Übrigen in dieser Saison „Silberhochzeit“: 25 Jahre Bundesliga-Handball in Blomberg! Neben dem Team in der 1. Liga besticht die HSG insbesondere durch das Nachwuchs-Konzept, an dessen Spitze seit elf Jahren ein Vollzeit-Internat steht und aus dem schon zahlreiche Talente entwachsen sind, die sich nun in der Bundesliga tummeln. Darauf sind wir stolz! Genauso wie auf die ca. 350 Kinder und Jugendliche, die wir Woche für Woche – von den Minis bis zur A-Jugend – bewegen.

Was sind die Hauptaufgaben in Ihrem aktuellen Job? Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Wie schon beschrieben, sind die übergeordneten Themen vor allem das Marketing, Schwerpunkt Sponsoring, und diverse Aufgaben rund um die Organisation. Ferner die Belange im Kontext der Bundesligamannschaft sowie auch die Presse- und PR-Arbeit. Dabei gleicht im Grunde kein Tag dem anderen, was meinen Job sehr spannend macht – aber nicht selten eben auch sehr zeitintensiv. Es gibt Tage, in denen ich vor allem in der Geschäftsstelle bin, dort Gespräche führe, telefoniere und Mails beantworte. An anderen Tagen bin ich viel unterwegs, z.B. um Unternehmer davon zu überzeugen, die HSG zu unterstützen oder auch mal einen Vortrag zu halten bzw. anzuhören. Als Mitglied bei den Wirtschaftsjunioren Lippe erhalte ich immer einmal wieder die Gelegenheit dazu. Wenn es die Zeit zulässt, schaue ich natürlich auch gerne ´mal beim Training ´rum. Viele Stunden verbringen wir auch auf unseren Auswärtsfahrten in unserem schönen Mannschaftsbus. Da bleibt dann Zeit, mit dem Cheftrainer Fuhr neue Pläne auszuhecken oder auch einfach mal zu frotzeln. Meist auf meine Kosten, denn dann wird mir auf’s Brot geschmiert, dass ich ja der unwissende Fußballer bin ;-)

Welchen Karriereweg haben Sie eingeschlagen um dorthin zu kommen, wo Sie heute sind?
Grundlage für meinen Werdegang ist sicherlich, dass ich von klein auf sportbegeistert bin. Das haben mir meine Eltern in die Wiege gelegt. Mutter-und-Kind-Turnen und dann dem runden Leder hinterherjagen, sei Dank. So kristallisierte sich im Laufe der Schulzeit dann auch heraus, dass mein späterer Job auch etwas mit Sport zu tun haben sollte. Schlussendlich habe ich mich dann dazu entschieden, Sportmanagement zu studieren. Göttingen als Studienort war dafür eine klasse Entscheidung. Dort habe ich mir das theoretische Rüstzeug angeeignet, Freunde fürs Leben gefunden – an dieser Stelle einen Gruß an York und Slawo – und praktische Erfahrung gesammelt. So konnte ich mir nach und nach auch ein Netzwerk aufbauen und meinen Lebenslauf lebendig gestalten. Sicherlich ein Grund, warum man sich 2010 für mich entschieden hat, als man einen Nachfolger für den zum TBV Lemgo abwandernden Christian Sprdlik gesucht hat. Gleichzeitig war es den Verantwortlichen damals auch sehr wichtig, dass ich das Vereinsleben kenne und mich an anderer Stelle bereits ehrenamtlich engagiert habe.

Welche Fähigkeiten sind in Ihrem aktuellen Job gefragt?
Aufgrund des vielschichtigen Aufgabenfelds, muss ich schon eine recht große Flexibilität an den Tag legen und mich kurzfristig auf neue Situationen einstellen können. Beispiel: Es kann so etwa sein, dass an einem Tag gefordert ist, dass wir mit einer Spielerin ein „ernstes Wort“ sprechen müssen und ich zwei Stunden später schon beim potentiellen Sponsor auf der Matte stehe, um ihn von einer Partnerschaft zu überzeugen. Mit Verärgerung oder schlechter Laune darf man da natürlich nicht aufschlagen. Frauenhandball in einer Kleinstadt zu vermarkten, ist in jedem Fall keine ganz einfache Aufgabe, die wir hier im Team aber gut lösen.

Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die ein Sportmanager braucht?
Ohne Anrecht auf Vollständigkeit: Empathie ist ganz ganz wichtig. Fleiß ebenfalls. Hartnäckigkeit, insbesondere in der Sponsorenakquise. Ideenreichtum kann auch nicht schaden. Teamfähigkeit sowie. Wobei man auch mal als Einzelkämpfer Dinge „durchfechten“ muss. Und, auch wenn es keine Eigenschaft ist: Nicht zuletzt ist auch ein privates Umfeld immens wichtig, das die Sportbegeisterung teilt und Verständnis dafür aufbringt, dass viele Wochenenden arbeitstechnisch besetzt sind.

Was war aus Ihrer Sicht die wichtigste Weichenstellung zu Beginn Ihrer Laufbahn?
Neben dem Studium habe ich von Anfang an zugesehen, dass ich viele praktische Erfahrungen sammeln konnte. Das monatelange Praktikum im Orga-Team vom Tennis Masters am Hamburger Rothenbaum war dabei ein ganz wichtiger, erster Schritt. Matthias Killing, jetzt bundesweit bekannter Moderator, war damals z.B. der Stadion-Speaker; Marcel Meinert, nun bei SKY am Mikro, in der Pressestelle des DTB aktiv. Genannt werden darf hier auch Moritz Anderten: Damals ein Jungspund wie ich, nun renommierter Sportwissenschaftler. Und scheinbar habe ich als „Prakti“ damals einen guten Eindruck gemacht, so dass ich die Jahre darauf immer wieder zum Arbeiten während des Turniers nach Hamburg zurückgekehrt bin. Eine tolle Zeit, die meinen Lebenslauf attraktiver machte und es mir somit auch ermöglichte, beispielsweise bei GWD Minden, Schalke 04 und BMW Motorsport reinzuschnuppern und mein Netzwerk weiterzuspinnen. Ganz wichtig war jedoch auch die Zeit bei der BG Göttingen. 2007 ist das Team von Coach John Patrick damals – recht überraschend – in die BBL aufgestiegen. Innerhalb von wenigen Monaten musste dann vieles vorbereitet werden, ich war Teil des Marketingteams. Knapp zwei Jahre habe ich für die „Veilchen“ gearbeitet. Zunächst als Praktikant, dann angestellt, um für wenig Taler, viel zu wirbeln. Alles parallel zum Studium. Aber mit unheimlich viel Spaß und großartigen Highlights. Und von der Trikot-Flock-Presse, über erste Erfahrungen in der Sponsorenakquise bis hin zum Hallensprecher vor knapp 3.500 Fans habe ich bei der BG wirklich fast alles mitgenommen. Spannend. Lehrreich. Für meine persönliche Reife war im Übrigen auch das Auslandssemester auf Gran Canaria wichtig.

Welche Tipps/Ratschläge würden Sie Kandidaten geben, die sich für eine Karriere im Sportmanagement interessieren?
In jedem Fall sollte man nicht zu sehr darauf achten, sein Studium in Windeseile durchzuziehen. Ich kann viel eher empfehlen, dass man schnellstmöglich erste praktische Erfahrung macht und Leute im „Sports-Business“ kennenlernt. Und dabei sollte man bewusst in Kauf nehmen, auch mal ein un- oder schlechtbezahltes mehrmonatiges Praktikum zu absolvieren. Das kann letztendlich aber der Türöffner für weitere Stationen sein. Im Übrigen kann sicherlich auch eine Ausbildung im Sportbereich bzw. bei einer sportaffinen Institution ein guter Einstieg sein.

Was spricht für und was gegen einen Job im Sportbusiness?
Es gibt sicherlich viel mehr Bewerber, als Jobs. Andererseits sage ich auch immer, dass sich gute Leute immer durchsetzen werden und über kurz oder lang einen Job finden, der sie glücklich stimmt. Man hat viel selbst in der Hand, um sich interessant zu machen und sein Profil zu schärfen. Wer im Sportbusiness tätig ist, muss auch immer eine gehörige Portion Leidenschaft, Ehrenamt und Enthusiasmus mit einbringen. Einen Nine-to-five-Job findet man im Sport wohl selten. Gleichzeitig genießt man zum Teil Privilegien, die andere Werktätige nie erleben werden. Ich habe Roger Federer im wahrsten Sinne des Wortes bereits das Wasser gereicht, mit Gerald Asamoah darüber gelacht, wie er Kevin Kuranyi, in dessen Beisein, veräppelt hat, und war kürzlich zu Florian Kehrmanns Abschiedsspiel persönlich eingeladen. Wie heißt es so schön in der Werbung: „priceless“!

Was war das Highlight in Ihrer bisherigen Karriere?
Mit der HSG sind wir im April 2014 Deutscher Vize-Pokalsieger geworden. Im Halbfinale, vor ca. 6000 Leuten in der Arena in Leipzig, haben wir drei Sek. vor Schluss das Siegtor gegen Bayer Leverkusen erzielt. Wir waren vorher glasklarer Außenseiter. Der Wahnsinn, so etwas mitzumachen – und gleichzeitig Motivation, weiter hart zu arbeiten. Aufgrund dieses Erfolgs dürfen wir in dieser Saison 2014/2015 auch wieder im Europapokal starten. Das macht schon viel Freude und auch stolz, die eigenen Farben sogar über die Grenzen der Republik hinaus vertreten zu dürfen. Und ansonsten kommt man wohl auch eher selten in Städte wie Kaunas oder Minsk.

Wie stellen Sie sich Ihren weiteren Karriereweg vor?
Spannend ;-)

Vielen DANK für das Interview!

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