Was studierst du bzw. was hast du studiert?
Ich habe gerade mit dem Master of Science in Sport Management hier an der Loughborough University begonnen. Das ist ein einjähriger Master der sich aus drei Terms zusammensetzt. In den ersten beiden Terms hat man normal Vorlesungen mit größtenteils Gruppen- und Individualarbeiten und Prüfungen am Ende des Terms. Von Juni bis September absolviert man dann ein Research Projekt, welches einer Masterarbeit entspricht. Wir sind mit 55 Leuten einer der größten Masterstudiengänge der Uni. Dadurch haben wir auch alle Module als „Klasse“ zusammen.
Die Gruppe setzt aus Leuten von ca. 15 verschiedenen Ländern zusammen. Ungefähr die Hälfte hat einen Hintergrund in BWL/VWL, die andere Hälfte hat ein sportspezifisches oder ganz anderes Studium davor absolviert.
Hier der Link zu meinem Studiengang: http://www.lboro.ac.uk/study/postgraduate/courses/departments/sport/sportmanagement/
Warum gerade dieser Studiengang und diese Hochschule?
Das Studium in England und speziell hier in Loughborough bot meiner Meinung nach viele Vorteile. Ich habe bereits im Bachelor zwei Jahre in England studiert und die Vorteile des englischen Uni-Systems kennen gelernt. Zuerst ist die einjährige Struktur sehr gut. Man hat keine langen Pausen während dem Jahr. Die Terms im Bachelor gehen von Oktober bis Anfang Juni und danach hat man den ganzen Sommer für Praktika, Reisen und co. zur Verfügung. Im Master ist es natürlich ein Vorteil, bereits nach einem Jahr fertig zu sein, falls man zuvor z.B. einen vierjährigen Bachelor gemacht hat. Es ist alles etwas straffer organisiert, was mir persönlich aber gut liegt.
Zudem macht das Campusleben sehr viel Spaß. Man hat alle Möglichkeiten direkt vor der Tür: Sport, Uni, Freunde, Feiern, Einkaufen. Das erleichtert Einiges, spart viel Zeit und man fühlt sich auch so „richtig“ an der Uni. Das war für mich auch ein wichtiger Faktor gegenüber anderen Unis. Zudem ist der Sport hier super organisiert. Es werde unglaublich viele Sportarten auf jedem Niveau, vom Anfänger bis zum Olympiateilnehmer, angeboten. Ein weiterer Grund war für mich auch nochmal die Internationalität, die man typischerweise auf einem englischen Campus hat. Das ist einzigartig, gibt es so in Deutschland eher weniger und macht Spaß mit den verschiedenen Leuten zu arbeiten.
Wie sah das Bewerbungs- und Auswahlverfahren aus?
Die Bewerbung läuft komplett online ab. Neben einem Lebenslauf und Motivationsschreiben braucht man zwei akademisch Referenzen. Das ist hier relativ normal für einen Master. Ich hatte die von zwei Professoren meiner ehemaligen Uni bekommen. Zudem braucht man noch einen TOEFL-Test, wenn man keinen englischen Abschluss hat. GMAT oder Ähnliches braucht man jedoch nicht.
Für den Start im September habe ich mich Mitte Juni beworben, was bereits recht knapp war. Empfehlenswert wäre eher Februar/März. Es gibt hier keine fixe Bewerbungsfrist. Es wird je nach Bewerber individuell entschieden und wenn das Programm voll ist, muss man sich für den Start im nächsten Jahr bewerben.
Von meinem Eindruck her wird beim Auswahlverfahren vor allem auf das Sportinteresse, Internationalität und auch praktische Erfahrungen geschaut. Viele von uns haben schon in der Sportbranche gearbeitet, sind Athleten oder haben eben ein sportspezifisches Studium davor absolviert.
Was sind bzw. waren für dich die größten Hürden?
Durch meine Erfahrung aus dem Bachelorstudium hatte ich glücklicherweise keine großen Hürden mehr zu meistern. Für viele Kommilitonen war die Umstellung auf das englische Uni-System mitunter die größte Hürde. Hier schreibt man für fast jedes Modul ein bis drei Essays im Term, die aus jeweils 500 bis 1500 Wörtern bestehen. Dabei kommt es vor allem auf die Struktur, die Qualität der Referenzen und den Aufbau und Stichhaltigkeit der Argumentation an. Das ist sehr akademisch und waren viele Kommilitonen in der Form nicht gewohnt. Das hat am Anfang dann etwas mehr Zeit die ersten Arbeiten in Anspruch genommen. Ich war zudem vorher an einer Business School, wo sich sehr viel um uns gekümmert wurde. Hier hingegen ist Selbstorganisation und Zeitplanung eine sehr wichtige Kompetenz.
Wie ist bzw. war das Studentenleben auf dem Campus?
Das Studentenleben hier ist wirklich top. Es ist ein unglaublich aktiver und sportlicher Campus und man hat alle Möglichkeiten, jeden Sport auszuführen. Er wird sehr grün gehalten und ist glaube ich auch schon mehrfach zum besten Campus der englischen Unis gewählt worden. Der Campus ist relativ groß und man läuft zwischen 5-20 Minuten zu seinen Vorlesungen oder Sportanlagen. Ich selbst wohne auch auf dem Campus, der in verschiedene Halls unterteilt ist. Das sind Unterkünfte für 100-400 Personen. Über diese „Halls“ werden vor allem am Anfang, aber auch während des Jahres verschiedene Aktivitäten organisiert. Das macht es einfacher viele verschiedene Leute, die mit oder neben einem wohnen, kennen zu lernen.
Das Studentenleben wird über die Student Union organisiert. Dort wird alles von sozialen Aktivitäten, über Volunteering, Coaching, Career Advices, Fundraising Projekte usw. organisiert. Die Student Union besitzt zudem einen größeren Club auf dem Campus, der von Dienstag bis Samstag jeden Abend offen hat. Dazu gibt es verschiedene Bars und kleinere Restaurants.

Die Sportanlagen in der 360° Sicht
Wie ist bzw. war die Betreuung durch die Hochschule?
Der Studiengangsleiter und die Professoren sind sehr zugänglich und offen. Sie beantworten Fragen und Mails sehr schnell und wissen, das für viele die Situation und das englische System neu ist und berücksichtigen das sehr gut. Vor allem am Anfang gab es sehr viele Fragen zu den Hausarbeiten, was aber kein Problem war.
Die Hochschule bietet zudem Career Services an und es sind jede Woche verschiedene Arbeitgeber auf dem Campus.
Über die Hochschule wird man im Vorfeld relativ gut informiert. Sie unterstützt einen bei der Wohnungssuche und die internationalen Studenten bei der „Eingliederung“.
Was würdest du an deinem Studium und deiner Hochschule besonders positiv hervorheben?
Besonders positiv würde ich das sportliche Umfeld, die Internationalität und das Campusleben hervorheben. Das waren auch die Gründe, weshalb ich mir die Uni ausgesucht habe. Es ist einfach „richtiges“ Studieren, das man so mal erlebt haben sollte.
Was würdest du an deinem Studium und deiner Hochschule eher als problematisch bezeichnen?
Ich würde eigentlich nichts hier als problematisch bezeichnen. Das Studium geht nur ein Jahr und wenn man hier dann auch noch Sport macht, sich engagiert und bisschen im Land unterwegs sein will, verlangt das allerdings ein gutes Zeitmanagement. Man merkt relativ schnell, dass ein Jahr recht kurz ist, wenn man alles hier mitmachen möchte. Die Kosten sind natürlich auch ein Thema. Mein Masterstudiengang kostet für das komplette Jahr £6,100. Die Unterkunft nochmal genauso viel. Meiner Meinung nach aber eine lohnenswerte Investition. Zudem ist Loughborough doch eine recht kleine Stadt. Es ist neben der Uni nicht viel geboten. Die Uni bietet dafür umso mehr. Die nächsten Städte sind Leicester, Nottingham, Birmingham und London (1.30h mit dem Zug).
Welche Tipps kannst du zukünftigen Studierenden mit auf den Weg geben?
Ich kann zukünftigen Studenten nur empfehlen ein Studium im Ausland zu absolvieren. Es scheint am Anfang relativ schwierig zu sein mit den Kosten, der Bewerbung, Referenzen und der Sprache. Dennoch lohnt es sich sehr aus der „Komfortzone“ zu kommen und sich hier auszuprobieren. Es bringt einen meiner Meinung nach persönlich weiter und gibt neue Einblicke durch die Internationalität bei den Studenten und Professoren. Zudem macht es einfach viel Spaß hier und bietet top Freizeitmöglichkeiten.
Kannst du das Studium und die Hochschule weiterempfehlen?
Ja. Auf jeden Fall. Das Studium hier bringt großartige Möglichkeiten mit sich, die man vor allem in seiner Studentenzeit auch nutzen sollte.
Vielen Dank für das Interview